Wie reagieren Menschen, wenn das abstrakte Thema Flucht und Migration plötzlich vor der eigenen Haustür konkret wird? Der Zum Inhalt: Dokumentarfilm "Willkommen auf Deutsch" beobachtet zwei kleine Gemeinden in Niedersachsen, in denen Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Das Publikum erlebt mit, wie sich Bürgerinitiativen gründen, die gegen die Unterkünfte protestieren, weil die Flüchtlinge angeblich die Ruhe und Sicherheit im Dorf gefährden. Sie lernen aber auch Menschen kennen, die sich ohne Wenn und Aber für die Asylbewerber/innen einsetzen. Dennoch wird deutlich, dass es noch dauern wird, bis die vielzitierte "Willkommenskultur" in Deutschland Wirklichkeit wird.

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Im Film kommen Vertreter/innen aller Seiten zu Wort, niemandem wird das Rederecht abgesprochen. Gerade dadurch, dass jeder seine Gedanken zu Ende führen darf, wird deutlich, wie vorurteilsgeprägt manche Meinung und wie groß das Unwissen übereinander ist. Dass der Blick auf die Gesprächspartner/innen dennoch respektvoll bleibt, macht den Film zu einer gelungenen Momentaufnahme einer gespaltenen Gesellschaft. Statt sich eines erklärenden Kommentars (Glossar: Zum Inhalt: Voiceover) zu bedienen, schöpft der Film die Möglichkeiten der Zum Inhalt: Montage aus und zeichnet mit viel Liebe zum Detail die Charaktere der handelnden Personen. Eine ungewöhnlich lebhafte Zum Inhalt: Filmmusik kontrastiert die inhaltliche Schwere des Themas und gibt dem Film sogar etwas Heiteres.

Der Erfolg xenophober Bewegungen (PEGIDA u.a.) hat zu einer breiten Diskussion darüber geführt, wie offen unsere Gesellschaft sein will und darf. Was dies für den einzelnen Menschen bedeutet, kommt in diesen Debatten allerdings oft zu kurz. "Willkommen auf Deutsch" liefert diesen Blick auf die Individuen, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, dass wir es mit einem gesellschaftlichen Grundsatzthema zu tun haben. Themen wie Migration, Rassismus oder Toleranz können in den Fächern Gemeinschaftskunde oder Politik behandelt werden. Weil die verschiedenen Positionen dazu im Film weitgehend unkommentiert dargestellt werden, lassen sie sich im Unterricht gut miteinander vergleichen. Dass aber auch ohne expliziten Kommentar eine Wertung stattfinden kann, lässt sich durch eine Filmanalyse herausarbeiten. Ein nachhaltiges Lernziel wäre die Einsicht, dass ein bewusst gesetzter Schnitt oder der Einsatz von Musik auch eine Art der Kommentierung ist – und sich deshalb generell ein genauer Blick auf den Einsatz der filmischen Mittel lohnt.

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