Der 1944 in Brasilien geborene Sebastião Salgado gehört zu den bedeutendsten Vertretern der sozial engagierten Dokumentarfotografie. Berühmt wurde er mit Langzeit-Fotoreportagen zu Themen wie Armut, Krieg und Vertreibung, die er in Fotobüchern wie „Workers“ oder „Exodus“ publizierte und in Ausstellungen weltweit zeigt. In weitgehend chronologischer Abfolge porträtieren der Regisseur Wim Wenders und Salgados Sohn Juliano, ein Filmregisseur, Leben und Werk des 70-jährigen Fotografen, der sich nach einer Schaffenskrise infolge starker seelischer Belastungen durch die jahrelange Auseinandersetzung mit Armut und Krieg der unberührten Natur zuwandte. Seit den 1990er-Jahren betreiben Salgado und seine Frau auf dem Landsitz der Familie im brasilianischen Regenwald ein preisgekröntes Wiederaufforstungsprogramm.

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Das Künstlerporträt ist geprägt von drei Stimmen. Wenders befragt aus dem Zum Inhalt: Off den Protagonisten, dessen Sohn kurze Schilderungen des Familienlebens beisteuert. Salgado selbst erläutert beim Betrachten seiner bekanntesten Arbeiten deren Entstehungsgeschichte. In seiner Hommage schlägt Wenders, selbst passionierter Fotograf, mehrfach einen Bogen zwischen den Kunstformen Fotografie und Film. So greifen seine monochromen Aufnahmen die Schwarzweiß-Ästhetik Salgados (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) mit ihren starken Hell-Dunkel-Kontrasten auf, heben sich aber von den farbigen Sequenzen des Ko-Regisseurs ab. Für die Interviews hat er eigens eine Teleprompter-Dunkelkammer entwickelt, die es über einen halbdurchlässigen Spiegel erlaubt, die Fotografie und ihren Erzeuger simultan zu sehen. Während Salgado das Foto erläutert, schaut er direkt in die Kamera und damit ins Publikum.

Im Unterricht bietet es sich an, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Film und Fotografie herauszuarbeiten. Als Schlüsselszene eignet sich eine Zum Inhalt: Sequenz, in der der Vater beim Beobachten eines Eisbären dem Sohn erklärt, dass er jetzt nicht fotografieren kann, weil der Hintergrund zu eintönig und statisch ist. Im Hinblick auf die Kinoprojektion stellt sich zudem die Frage, in wie weit die große Leinwand die Wirkung der Fotos noch verstärkt. Ferner haben die sozialkritischen Langzeitprojekte Salgados unverkennbar die Zum Inhalt: Dokumentarfilme "Megacities" und "Workingman’s Death" von Michael Glawogger beeinflusst. Aber es gibt auch kritische Stimmen. So wurde Salgado, insbesondere von der Essayistin Susan Sontag, in der Vergangenheit vorgeworfen, mit seinen Bildkompositionen Leid und Elend unzulässig zu ästhetisieren. Wie bewerten die Schülerinnen und Schüler Salgados Rechtfertigung, dass seine Bilder erst auf humanitäre Missstände aufmerksam gemacht haben? Der Filmtitel, der die Bergpredigt zitiert, und sein Opus Magnum - der Fotoband „Genesis“ - geben darüber hinaus Anlass, die religiösen Bezüge im Werk Salgados zu analysieren.

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