Kategorie: Film
"Schönefeld Boulevard"
Eine berührende Coming-of-Age-Geschichte rund um eine jugendliche Außenseiterin und den Kampf, welchen sie bestreiten muss
Unterrichtsfächer
Thema
Die übergewichtige Cindy aus Berlin-Schönefeld hat sich mit den trostlosen Verhältnissen ihres Umfelds abgefunden. Gleichmütig erträgt sie, dass ihr arbeitsloser Vater sie kränkt, Freundinnen sich auf Facebook über sie lustig machen und auf ihren etwas älteren Kindheitsfreund Danny wenig Verlass ist. Obwohl sie an ihr bevorstehendes Berufsleben keine hohen Erwartungen stellt (sie möchte Stewardess werden, um wenigstens etwas von der Welt zu sehen), kämpft sich die Schülerin tapfer durch das Abitur. Ihr Leben gerät in Bewegung, als sich ein gutmütiger finnischer Ingenieur auf ihre mädchenhaften Avancen einlässt. Er schenkt ihr das ersehnte Abendkleid für den Abiball und stärkt ihr Selbstvertrauen.
Mit psychologischem Gespür für die Lebenswelten jugendlicher Außenseiterinnen porträtiert Sylke Enders eine 18-Jährige bei ihrer Selbstfindung. Die anfängliche Resignation spiegelt sich in eindrucksvollen Zum Inhalt: Totalen bedrückender Landschaften: Die berüchtigte Berliner Dauerbaustelle des Flughafen Schönefeld ist eine geeignete Metapher für den Stillstand und setzt den Ton für die nüchterne, realistische Inszenierung. Mit Anflügen von skurrilem Humor zeichnet der Film einfühlsam nach, wie die Protagonistin ihre Trägheit allmählich überwindet und trotz ungelöster Probleme zunehmend selbstbewusster auftritt. Ihr wachsender Bewegungsdrang korrespondiert mit schnelleren Zum Inhalt: Schnitten und dynamischen Zum Inhalt: Kamerabewegungen. Getragen wird der Film von der großartigen Hauptdarstellerin, die mit ihrem uneitlen Auftreten und linkischem Charme für sich einnimmt.
"Schönefeld Boulevard" zeigt die vielfältigen Probleme der Pubertät zwischen Elternhaus, Schule und erster Liebe, erschöpft sich aber nicht in Larmoyanz, sondern ermutigt ein junges Publikum, diese schwierige Phase zu reflektieren und tapfer durchzustehen. Vor allem übergewichtige Mädchen mit ähnlichen Nöten dürften in Cindy eine Identifikationsfigur entdecken, deren Erfahrungen und Initiativen dazu taugen, Veränderungen im eigenen Leben zu erwägen. Die unterschiedlichen Reaktionen auf Cindys Leibesfülle – Spott und Häme auf der einen Seite, aber auch Respekt und Bewunderung auf der anderen – regen zum Nachdenken über Schönheit, Körperbilder und Essverhalten an. Aber auch zu der breit geführten öffentlichen Debatte über die Gefahren sozialer Netzwerke des Internets, die oft zum Mobbing missbraucht werden, leistet der Film einen Beitrag.