Nach dem Unfalltod ihres Sohnes Esteban reist die alleinstehende Krankenschwester Manuela von Madrid in ihren früheren Wohnort Barcelona. Sie will Estebans Vater finden, der dort als Transvestit Lola lebt und nichts von der Existenz seines Sohnes weiß. Auf ihrer Suche begibt sich Manuela vorurteilslos an den Rand der Gesellschaft ins Milieu der Drogenabhängigen und Prostituierten und trifft dort ihre alte Freundin Agrado, eine Transsexuelle, wieder. Durch sie lernt Manuela die junge Ordensschwester Rosa kennen, die von Lola geschwängert und HIV-infiziert wurde. Und sie begegnet der lesbischen Schauspielerin Huma – ihr lief Estaban wegen eines Autogramms hinterher, als er verunglückte. Gemeinsam versuchen die Frauen, ihr Leben zu meistern.

"Alles über meine Mutter" , inszeniert als farbintensives Zum Inhalt: Melodram mit filmgeschichtlichen Bezügen, ist eine Hommage an Frauen, die kreativ – auch durch die Kunst der Täuschung – ihre Ziele in einer von Männern dominierten Welt erreichen. Mehrfach zitiert Pedro Almodóvar darin den Film "Alles über Eva" ("All About Eve" , USA 1950) von Joseph L. Mankiewicz und das Theaterstück Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams. Beide Werke thematisieren Frauenrollen aus dem Wertekontext der 1950er-Jahre, auf deren Pathos die Spielweise Humas verweist. Die Entwicklung Manuelas steht im scharfen Kontrast dazu. Sie ist in ihrer Realität fest verwurzelt und durchlebt diverse Stadien des Schmerzes und Mutterseins in sich verändernden Arrangements. Almodóvars Film versucht durch häufigen Perspektivwechsel möglichst viele Facetten dieser Rolle aufzuzeigen. Die konträren, nicht minder präzise ausgestalteten Frauenfiguren komplettieren das Bild. Verglichen mit früheren Filmen findet die Beschäftigung mit Krankheit, Tod, Liebe und Lebenszielen in ruhigen ernsthaften Episoden statt.

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Mit einer Reihe von ungewöhnlichen und solidarischen Frauen idealisiert Almodóvar im Film deren weibliche Stärke, während heterosexuelle Männer darin keine tragende Funktion übernehmen. Sie werden als Machos charakterisiert, sind senil oder haben sich bewusst – wie Lola und Agrado – gegen eine männliche Identität entschieden. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, die Figuren auf ihre zugrunde liegenden Rollenbilder hin zu analysieren. Ein Vergleich mit Endstation Sehnsucht ermöglicht einen Blick auf die Veränderung der Geschlechterrollen seit den 1950er-Jahren – auch hinsichtlich ihrer medialen Vermittlung in Film und Theater. Lohnenswert ist zudem die Betrachtung von Manuelas Entwicklung: Während sie anfangs Esteban ihre Lebensgeschichte verschweigt, stellt sie sich ihre zunehmend und findet zu ihren Emotionen – auch dies eine Form der Emanzipation.

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