Lampedusa ist eine kleine Insel südlich von Sizilien, weitab vom italienischen Festland. Die Insel ist trocken
und staubig, das Meer der einzige Reichtum. Die Männer fangen Fische, die ihre Frauen
und Kinder dann in der Fischfabrik verarbeiten. Das Zusammenleben im Dorf ist traditionell organisiert
und so wachen Pasquale
und sein Bruder Filippo über ihre Mutter Grazia, wenn der Vater zur See fährt. Das ist keine leichte Aufgabe, denn sie scheint unberechenbar. Immer
wieder setzt Grazia sich über die Regeln der Dorfgemeinschaft hinweg. Sie badet nackt am Strand, mischt sich in die Gespräche der Männer ein
und lässt sich auf fremde Segelboote einladen. Als sie herumstreunende Hunde aus ihrem Verließ befreit, ist man sich einig: Grazia ist verrückt
und muss nach Mailand in eine Klinik. Doch Grazia verschwindet von selbst. – Lampedusa beschreibt eine geschlossene Gesellschaft
und ihre Außenseiter ohne Schuldzuweisungen. Ganz unbedarft bricht Grazia die moralischen Werte in ihrem Heimatdorf, indem sie nur ihren Gefühlen folgt. Sie ist keine Aufständische, die auf Lampedusa die Verhältnisse ändern will. Grazia lebt ihre schwankenden Lebensgefühle
und stößt damit bei den Dorfbewohnern auf Unverständnis. Der Film zeigt,
wie viel Selbstbeschränkung
und Unterordnung nötig sind, um sich erfolgreich in eine Gesellschaft zu integrieren. Damit wirft er die Frage auf,
wie weit man sich überhaupt integrieren kann
und will, ohne das Gesicht zu verlieren.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.04.2003