Bess Kargman porträtiert in ihrer Dokumentation sechs passionierte, ehrgeizige junge Ballett-Tänzer/innen, die sich beim "Youth America Grand Prix", einem der größten
und renommiertesten Wettbewerbe der Branche, unter 5.000 Bewerbern/innen für das Finale in New York qualifizieren. Sie zeigt die enormen künstlerischen Leistungen
und den Perfektionismus der jungen Talente, aber auch das harte Training
und eine tränenreiche körperliche Schinderei. Michaela, eine Kriegswaise aus Sierra Leone, ist zudem mit dem Vorurteil konfrontiert, dass schwarze Frauen angeblich wegen ihres Körperbaus für den Balletttanz nicht geeignet seien.
First Position ist ein mitreißender Dokumentarfilm, der am Beispiel der sechs Ausnahmetalente die Faszination für klassisches Ballett
und Modern Dance vermittelt. Entwickelt hat ihn die Regisseurin, selbst eine Ballett-Expertin, konsequent aus der Perspektive einer Beobachterin. Dank dieser bewussten Zurückhaltung
und einem Verzicht auf belehrende Kommentare gelingt eine authentische Atmosphäre. Für eine dramaturgische Spannung sorgt die Kamera, die sich stets mittendrin im Geschehen bewegt. Die von fließender
Montage begleiteten Wechsel zwischen Trainingsalltag
und kurzen Auftritten vermitteln eindrucksvolle seltene Einblicke hinter die Kulissen des berühmten Wettbewerbs. Jedoch bildet der Film ausschließlich aussichtsreiche Karrieren ab
und zeichnet somit ein einseitiges, unkritisches Bild von einer harten Branche, in der viele Begabte auf der Strecke bleiben.
Im Rampenlicht stehen
und das Hobby zum Beruf machen – davon träumen viele Jugendliche.
First Position ermutigt dazu, seiner Berufung zu folgen
und hebt sich auch deutlich von niveaulosen Talentwettbewerben des Privatfernsehens ab. Im Unterricht sollte erörtert werden, unter welchen Voraussetzungen die sechs Protagonisten/innen reüssieren, was ihre Persönlichkeiten auszeichnet, aber auch welche Opfer ihnen der Erfolg abverlangt. Zu fragen wäre ferner nach dem Umgang mit Niederlagen, die im Film weitgehend ausgeblendet werden, wobei Schüler/innen auch persönliche Erfahrungen einbringen können. Im Musikunterricht empfiehlt sich eine Reflektion über die Bedeutung der Musik für die jeweiligen Choreografien. Am Beispiel von Michaela kann zudem für die Vorurteile gegen Schwarze als Tänzerinnen sensibilisiert werden.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.07.2013
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