Distributionsform: DVD/Bluray/VoD Verfügbarkeit: YouTube, iTunes, amazon Regie: Alfred Hitchcock Drehbuch: Alec Coppel, Samuel A. Taylor, nach dem Roman "D´entre les morts" von Pierre Boileau und Thomas Narcejac Darsteller/innen: James Stewart, Kim Novak, Barbara Bel Geddes, Tom Helmore, Henry Jones, Raymond Bailey u. a. Kamera: Robert Burks Laufzeit: 128 min, Dt. F, OmU Format: 35mm, Farbe FSK: ab 12 J. Altersempfehlung: ab 14 J. Klassenstufen:ab 9. Klasse Themen:Identität, Frauen, Rollenbilder, Liebe, Trauma, Tod/Sterben, Filmgeschichte, Gespenster/Geister/Spuk, Träume Unterrichtsfächer:Deutsch, Englisch, Ethik, Religion, Kunst
Ist es möglich, dass eine Frau von dem Geist ihrer Urgroßmutter besessen ist und immer wieder die Kontrolle über ihr Handeln verliert? Der einstige Polizist John "Scottie" Ferguson, der vor kurzem aufgrund seiner Höhenangst den Dienst quittieren musste, mag diese Geschichte über Madeleine, die Frau eines alten Bekannten, nicht recht glauben. Als er in dessen Auftrag dennoch mit Nachforschungen beginnt, bröckeln seine Zweifel allmählich. Fasziniert folgt er der schönen Frau und verliebt sich schließlich sogar leidenschaftlich in sie. Doch wird er Zeuge, wie sich Madeleine in den Tod stürzt. Umso irritierter ist Scottie, als er wenige Monate später einer Frau begegnet, die Madeleine bis aufs Haar gleicht.
Um die Wahrnehmung geht es in dem Thriller von Alfred Hitchcock – und vor allem um die Täuschungen, denen diese unterliegen kann. Von Beginn an entfaltet der Film ein dichtes Netz von Bildern, Abbildern und Spiegelungen und spielt somit mit der Unterscheidung zwischen Realität und Illusion. Insbesondere die durchdachte Farbgestaltung mit einem auffälligen Rot-Grün-Kontrast, die Figuren und ihre Gefühlszustände sowie Realitätsebenen visuell kenntlich macht, wird dabei zu einem entscheidenden dramaturgischen Mittel. Mustergültig setzt Hitchcock in Vertigo – Aus dem Reich der Toten zudem sein Markenzeichen des Suspense ein, indem er den Zuschauenden etwa nach der Hälfte des Films einen Wissensvorsprung gegenüber Scottie verschafft und sie umso mehr um den Protagonisten bangen lässt. So wandelt sich die glaubwürdig etablierte Geistergeschichte schließlich zum Thriller um einen Mordkomplott.
Nachdrücklicher noch als der Kriminalfall wirkt die persönliche Geschichte von Scottie. Dieser verfällt nach und nach in eine wahrhafte Obsession für Madeleine, die sich sowohl visuell als auch akustisch in dem stetig wiederkehrenden Spiralmotiv findet. So will Scottie auch um jeden Preis ihre Doppelgängerin nach dem Ebenbild seiner verstorbenen Liebe gestalten. Aus dieser Perspektive lässt sich nicht nur die Darstellung von Traum, Wahn und Wirklichkeit im Kino analysieren, sondern auch das Frauenbild von Vertigo: Denn ordnet sich Madeleine den Wunschvorstellungen der Männer bedingungslos unter, so zeichnet sich eine gute Freundin von Scottie gerade durch ihr Selbstbewusstsein und ihre Unabhängigkeit aus – von Scottie wird sie jedoch kaum beachtet
Arbeitsblatt zum Film Vertigo –Aus dem Reich der Toten
Fächer: Deutsch, Englisch ab Klasse 9, ab 14 Jahren
Vor der Filmsichtung:
a) Seht euch die Exposition des Thrillers Vertigo – Aus dem Reich der Toten an (0:00:00-0:12:03). Fasst anschließend im Plenum zusammen, was ihr über den Protagonisten John Ferguson erfahrt. Geht auf seine berufliche und private Situation ein und benennt, woran er leidet. Erstellt tabellarisch eine Charakterisierung der Figur – basierend auf der Exposition.
Falls ihr euch bei der Charakterisierung unsicher seid, verwendet folgenden Hilfekasten:
Hinweise zur Charakterisierung
1. Fakten zur Person: Alter, Herkunft, Äußerlichkeiten, Beruf, gesellschaftlicher Status und andere Merkmale, die das Umfeld und die Figur näher charakterisieren.
2. Verhalten der Figur: Wie verhält sich die Figur? Wie spricht sie und gibt es dabei Auffälligkeiten? Gibt es innere Konflikte, wichtige Ansichten oder bestimmte innere Konflikte?
3. Entwicklung der Figur: Hat sich die Figur im Laufe der Erzählung verändert? Hat sie ihre Ansichten über Bord geworfen oder verhält sie sich am Ende anders als zu Beginn?
b) Habt ihr eine Vermutung, in welcher US-amerikanischen Stadt der Film spielt? Hinweis: Ferguson erwähnt ein berühmtes Gebäude der Stadt.
c) Schlagt on- oder offline (beispielsweise hier) die Bedeutung des Begriffs "Vertigo" nach.
d) Johns Freundin Midge sagt, dass es kaum Chancen gäbe, Akrophobie zu heilen. John äußert jedoch den Plan, sich langsam seiner Angst zu stellen. Wer hat aus heutiger Perspektive recht? Lest euch das in der Süddeutschen Zeitung erschienene Interview mit dem Psychologen Fabian Andor durch und beantwortet, woher die Angst rührt, in welchem Alter sie häufig auftritt und was Betroffene dagegen tun können.
Während der Filmsichtung:
e) John Ferguson nimmt den Auftrag seines Schulfreundes Gavin Elster an, dessen mutmaßlich psychisch labile Frau Madeleine zu beschützen. Achtet darauf, welche Entwicklung die Figur John Ferguson durchmacht.
Nach der Filmsichtung:
f) Vergleicht eure Ergebnisse und ergänzt die Tabelle aus Aufgabe a).
g) Seht euch noch einmal die beiden Gespräche zwischen John und Madeleine (0:17:10-0:18:40 und 0:44:10-0:52:59) an. Fasst deren Inhalte zusammen und geht auf die Farbgestaltung ein. Analysiert die Bedeutung der Komplementärfarben und erörtert, was diese über die Beziehung zwischen den Figuren aussagt.
h) Bildet Kleingruppen mit drei bis vier Schülerinnen und Schülern und untersucht jeweils folgende Aspekte aus Vertigo tiefergehend. Stellt anschließend eure Ergebnisse mittels einer Präsentation im Plenum vor, wählt dazu jeweils aussagekräftige Filmausschnitte.
Gruppe A: Suspense
Recherchiert, was der Begriff Suspense bedeutet und erläutert im Anschluss, wie dieses erzählerische Mittel in Vertigo eingesetzt wird. Nutzt folgende Glossar-Einträge als Ausgangspunkt eurer Recherche:
Gruppe B: Der Vertigo-Effekt
Recherchiert, wie Hitchcock den Schwindel-Effekt durch die Kameraarbeit erzeugt.
Nutzt folgenden Artikel als Ausgangspunkt eurer Recherche: Aspekteins.com
Gruppe C: Das Pygmalion-Motiv
Recherchiert den Hintergrund des Pygmalion-Motivs und erläutert anschließend, wie sich dieses in Vertigo widerspiegelt.
Nutzt folgende Quellen als Ausgangspunkt eurer Recherche: Universität Kiel aka-flmclub.de
Gruppe D: (A)typische Hitchcock-Elemente in Vertigo
Recherchiert, welche Drehorte Hitchcock in der Regel wählte und inwieweit Vertigo dafür typisch ist. In fast allen seiner Filme gibt es sogenannte Cameo-Auftritte Hitchcocks. Erklärt dem Plenum die Bedeutung des Fachbegriffs und zeigt, an welcher Stelle in Vertigo Hitchcock zu sehen ist. Geht auch darauf ein, warum der Regisseur eine Vorliebe für Cameo-Auftritte hatte und warum er in Vertigo genau in dieser Szene auftritt. Nutzt folgende Quellen als Ausgangspunkt eurer Recherche: