"Mit dem Herzen denken", das konnte Petra Kelly, die Ikone der deutschen Friedensbewegung, die 1992 unter bis heute nicht geklärten Umständen starb. In ihren 44 Lebensjahren wurde sie als Bürgerrechtsaktivistin, Gründungsmitglied der Grünen, Frauenrechtlerin und Symbolfigur der bundesdeutschen Friedens- und Umweltbewegung weltbekannt. Mit ihrer – auch der eigenen Partei gegenüber – kompromisslosen, aber immer gewaltfreien Herangehensweise prägte sie den politischen Aktivismus einer ganzen Generation. Dennoch scheint sie heute aus dem politischen Gedächtnis fast verschwunden zu sein, obwohl sie mit ihrem globalen Denken und Handeln ihrer Zeit weit voraus war. Die Zum Inhalt: Regisseurin Doris Metz lässt in ihrem Zum Inhalt: Dokumentarfilm verschiedene Wegbegleiter/-innen Kellys, vor allem aber sie selbst – vermittelt über Archivmaterialien wie Interviews und Briefe – zu Wort kommen. So entsteht das vielschichtige Porträt einer Frau, deren Mut, politische Weitsicht und Integrität viele Menschen bis heute beeindrucken.

Petra Kellys Strahlkraft wird in Filmaufnahmen spürbar, die zeigen, wie sie mit ihrem rhetorischen Ausnahmetalent den behäbigen, männlich geprägten Politikbetrieb der späten Bonner Republik aufmischte. Ungewohnt – und sehr modern – war auch ihre internationale Vernetztheit und die große Zahl ihrer prominenten Mitstreiter/-innen und Freund/-innen (darunter der Dalai Lama, Wolf Biermann, Bärbel Bohley oder Joseph Beuys). Bei der Auswahl der Interviewpartner/-innen des Films ließ sich die Regie dennoch nicht von Bekanntheit leiten. Stattdessen führte Doris Metz Gespräche, in denen nicht nur die Politikerin, sondern auch der Mensch Petra Kelly in den Blick genommen wird. So beschreibt Kellys Halb-Bruder, welche Kraft sie aus ihrem Familiensinn zog und wie die jahrelange Bedrohung durch Rechtsextreme sie mitnahm. Die ehemalige Büroleiterin erinnert sich an Kellys ausgeprägte Fähigkeit zur Empathie, aber auch daran, wie sie sich an den eigenen Ansprüchen aufrieb. Ebenso werden ihr gewaltsamer Tod durch die Hand ihres Lebensgefährten Gerd Bastian und die These des Doppelselbstmordes kritisch hinterfragt.

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Um den Einstieg in den Film zu erleichtern, ist ein kurzer Input zur gesellschaftspolitischen Situation der 1960er- bis 1980er-Jahre sinnvoll, den die Schüler/-innen auch selbst entlang vorgegebener Stichworte gestalten können. Nach der Filmsichtung können die zentralen Forderungen Petra Kellys gesammelt und auf ihre Aktualität hin geprüft werden. Welche der Themen sind weiterhin wichtig? Worin unterschied sich ihr Engagement von dem heutiger Aktivist/-innen? Wo hat ihr politisches Handeln Wirkung gezeigt? Ein zweiter Schwerpunkt kann auf die Frage gelegt werden, welchen Preis Petra Kelly für ihren politischen und zivilgesellschaftlichen Einsatz bezahlte. In dieser Hinsicht kann auch die dramaturgische Entscheidung (Glossar: Zum Inhalt: Dramaturgie) für den intensiven Einsatz der Archivmaterialien genauer untersucht werden. Die bisher zum Teil noch nie gezeigten Aufnahmen Kellys schaffen einen unmittelbaren erzählerischen Zugang, die Zum Inhalt: Montage zielt nicht auf Objektivität, sondern will Emotionen wecken und Nähe zur verstorbenen Protagonistin herstellen. Möglich ist auch die gezielte Beschäftigung mit Themenfeldern wie "Feminismus", "DDR-Opposition", "Ziviler Ungehorsam" oder "Entwicklung der Grünen", dies gilt besonders dann, wenn eine nochmalige Sichtung des Films – ganz oder in Ausschnitten – erfolgen kann.

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