Am 27. September 1950 beschloss die Volkskammer in der DDR das Gesetz über den Mutter- und Kinderschutz. Damit sollte es Frauen ermöglicht werden, uneingeschränkt am Arbeitsleben teilzunehmen. Der spätere Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht nannte die Gleichberechtigung "eine der größten Errungenschaften". Wie sich diese im Alltag niederschlug, reflektieren im Laufe des Zum Inhalt: Dokumentarfilms 15 Frauen, die in der DDR lebten und arbeiteten. Die Schauspielerin Katrin Sass erörtert beispielsweise, dass die Emanzipation keinesfalls mit Selbstbestimmung gleichgesetzt werden durfte. So wurde von Frauen erwartet, dass sie arbeiten gingen: "Hausfrau war auch etwas ganz Negatives." Die Historikerin Annette Leo erzählt, wie sie das Rollenverhalten umdrehte und einen Abteilungsleiter für die Wahl seiner Kleidung und seine Figur lobte. Deutlich beklemmender: Musikerin Tina Powileit erlebte mehrfach häusliche Gewalt, da ihr damaliger Freund es nicht ertragen konnte, dass sie im Beruf erfolgreicher war als er.

Während Torsten Körner ( Zum Inhalt: Drehbuch und Zum Inhalt: Regie) im ersten Teil Zum Inhalt: Die Unbeugsamen (DE 2020) Politikerinnen der Bundesrepublik porträtierte, wirkt das berufliche Feld in der Fortsetzung heterogener: Zu Wort kommen etwa Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen ebenso wie Frauen ohne akademischen Hintergrund. So entsteht ein facettenreiches Bild der Umsetzung des gesetzlich verankerten Anspruchs auf Gleichberechtigung in der DDR. Den Gesprächen stellt Körner Archivmaterial (Glossar: Zum Inhalt: Found Footage) gegenüber. So berichtet Katrin Seyfarth bereits 1986 im Dokumentarfilm "Katrins Hütte" (Joachim Tschirner, DE 1991) Eindrücke aus ihrem Arbeitsalltag als Metallurgin und erläutert die Schwierigkeiten, sich in einem vermeintlichen Männerberuf durchzusetzen. Die Interview-Passagen (Glossarbegriff: Zum Inhalt: Talking Heads) werden mit Zum Inhalt: Einstellungen von Monumenten und Zitaten von DDR-Politikern montiert (Glossar: Zum Inhalt: Montage). Die Köpfe von Karl Marx, Friedrich Engels oder Ernst Thälmann sowie die Sätze von Walter Ulbricht und Erich Honecker auf der Tonspur verdeutlichen, wie männlich der Machtapparat und die Politik geprägt waren.

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Die Diskussion darüber, inwieweit die gesetzlich angestrebte Gleichberechtigung tatsächlich umgesetzt wurde, stellt einen der ersten Anknüpfungspunkte im Unterricht dar. Die Eindrücke können mit dem Artikel über den kurz vor der Wiedervereinigung veröffentlichten Zum externen Inhalt: Frauenreport '90 (öffnet im neuen Tab) verglichen werden, der von der einzigen DDR-Gleichstellungsbeauftragten Marina Grasse herausgegeben wurde. Ein Vergleich zur beruflichen Situation in der Bundesrepublik bis 1989 sollte durch eine Rechercheaufgabe vorgenommen und um den Aspekt der beruflichen Veränderungen der ehemaligen DDR-Bürgerinnen nach der Wiedervereinigung erweitert werden. Ein Vergleich mit Maxie Wanders Porträtband Guten Morgen, Du Schöne (1977) bietet sich zur Vertiefung an. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede weisen die Erfahrungen der 19 Interviewpartnerinnen zu den Frauen im Film auf? Die Schüler/-innen können ein eigenes Rechercheprojekt starten und junge Frauen nach ihrer Perspektive auf die Gleichberechtigung heutzutage fragen und die Beständigkeit bestimmter Aspekte bis heute (Vereinbarkeit Familie und Beruf, Verteilung Care Arbeit, Abtreibungsrecht) herauszuarbeiten.

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