Wie wird die Wäsche wieder weiß? Berliner Luxushotels haben dafür eine scheinbar komplizierte und dennoch billige Lösung gefunden: Ganze Lastwagenladungen benutzter Hotelwäsche werden täglich hinter die polnische Grenze gefahren, um nach vierundzwanzig Stunden wieder sauber und gebügelt zur Verfügung zu stehen. Ein findiger deutscher Unternehmer hat den Wäschereibetrieb in der polnischen Kleinstadt Gryfino gegründet. Seine 400 polnischen Mitarbeiter/innen arbeiten dort im anstrengenden Schichtdienst, ihre niedrigen Löhne halten das Unternehmen profitabel. Die Lebensbedingungen dieser unsichtbaren Helfer/innen stehen im Vordergrund des Dokumentarfilms
Die wundersame Welt der Waschkraft. Am Beispiel einer allein erziehenden Mutter und einer verheirateten Kollegin, deren Tochter nach ihrer Entlassung eine Lehrstelle als Kosmetikerin sucht, beschreibt der Film eine Facette polnischen Alltags. Die am Rande des Existenzminimums lebenden Frauen sprechen über ihre enttäuschten Lebenserwartungen, aber auch über ihre Träume und Hoffnungen auf eine bessere Zukunft.
Mit dem Blick in die bescheidenen Wohn- und Lebensverhältnisse von Gryfino entfernt sich Hans-Christian Schmids Dokumentarfilm nur scheinbar weit von seinem Gegenstand. Zum Glanz der Berliner Hotelpaläste, in den Anfangsbildern von lyrischer
Klaviermusik begleitet, besteht ein direkter Zusammenhang. Schmid sucht aber nicht den plakativ-ironischen Kontrast, sondern überlässt dem Publikum mit einer zufällig wirkenden Zusammenstellung der Bilder (
Montage) das eigene Urteil über Arbeitsbedingungen und Abhängigkeiten in einer globalisierten Welt. Die
offen geführte Kamera gibt Raum zur freien Assoziation, auch weil der O-Ton der Arbeiter/innen als Kommentar über das Gezeigte gelegt wird. Auf steife Interviewsituationen kann so verzichtet werden, stattdessen entwickeln sich neue Bezüge.
Wie schon in seinem Spielfilm
Lichter (D 2002) gewährt Schmid auch hier einen berührenden, vorurteilsfreien Einblick in einen Aspekt der Lebenswirklichkeit des östlichen Nachbarn. Schüler/innen erhalten Gelegenheit, die komplexen Zusammenhänge globaler Wirtschaftsvernetzung und die Ungleichverteilung von Chancen intuitiv zu erfassen. Das Warten auf konkrete Erläuterungen – etwa die sehr unterschiedlichen Stellungnahmen von Gewerkschaftern und Unternehmer – erfordert zwar ein wenig Geduld. Insgesamt jedoch werden die Bedingungen unseres Wohlstands, für den nicht zuletzt andere den Preis zahlen, anschaulich dargestellt.
Autor/in: Philipp Bühler, 10.03.2009
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