Hannes und Kai sind neu in der Stadt. Hannes lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter in ärmlichen Verhältnissen, Kai sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Beide suchen Anschluss und finden ihn - nachdem zumindest Hannes eine gefährliche Mutprobe knapp überstanden hat - in der örtlichen Kinderbande. Die
Vorstadtkrokodile sind Ersatzfamilie, emotionaler Halt und Heimat für Kinder aus unterschiedlichen sozialen Milieus. Als eine Einbrecherbande die Gegend unsicher macht, wollen die
Vorstadtkrokodile die Belohnung kassieren – und ein Abenteuer erleben.
Die mittlerweile zweite Verfilmung der gleichnamigen Buchvorlage von Max von der Grün aus dem Jahr 1976 variiert das altbekannte Schema, das seit Erich Kästners
Emil und die Detektive immer wieder im deutschen Jugendfilm aufgegriffen wird. Das ganz große Kino ist
Vorstadtkrokodile zwar nicht geworden, von der direkten Konkurrenz – wie den bereits fünf Filmen der Serie
Die wilden Kerle (D 2003–2008) – aber setzt sich der Film wohltuend ab: Nicht nur ist die Inszenierung solide und die jugendlichen Darsteller/innen allesamt gelungen besetzt. Auch die Dialoge wirken, im Gegensatz zu manch anderem Film aus dem Bereich Familienunterhaltung, weder gestelzt, noch lehnen sie sich allzu demonstrativ an eine vermeintliche Jugendsprache an.
Gelungen ist vor allem der Versuch, jugendgerechte Action mit soziologischer Relevanz zu verschränken: Regisseur und Drehbuchautor Christian Ditter nimmt in seiner Bearbeitung des Buckklassikers auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen Bezug und thematisiert die Integration von Behinderten und den Umgang mit Immigranten/innen, überfürsorgliche Eltern und Gewalt in der Familie. So setzt
Vorstadtkrokodile eine zünftige Rollstuhl-Verfolgungsjagd durch die Dortmunder Fußgängerzone ebenso ins Bild wie die Folgen der Hartz-IV-Gesetzgebung für Alleinerziehende.
In erster Linie ist
Vorstadtkrokodile jedoch ein Unterhaltungsfilm für die ganze Familie. Viele der soziologisch relevanten Aspekte können nur angerissen und kaum vertiefend behandelt werden. Gerade dadurch eignet sich der Film aber auch für den Unterricht, weil er hilft, den Blick für die alltäglichen Auswirkungen von sozialen Zusammenhängen zu schärfen.
Vorstadtkrokodile kann Ausgangspunkt sein, um drängende Fragen des Zusammenlebens in einer modernen, heterogenen Gesellschaft, etwa zum Umgang mit Außenseitern und behinderten Menschen, zu diskutieren. Außerdem lädt der Film dazu ein, die Bedeutung von Cliquen und Freundschaft für Kinder und Jugendliche zu hinterfragen.
Autor/in: Thomas Winkler, 25.03.2009
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