Im sechsten Teil der
Harry Potter-Saga rüsten sich die finsteren Kräfte zum alles entscheidenden Kampf. Im Zauberinternat Hogwarts ist davon wenig zu merken. Zwar wird Harry, der Auserwählte unter den Zauberlehrlingen, von Schulleiter Dumbledore auf künftige Gefahren vorbereitet, mit mehr Leidenschaft allerdings widmen sich er und seine Mitschüler/innen alterstypischen Verwirrungen: Auf den Schulfluren wird ohne Unterlass geknutscht, die Gefühle spielen verrückt. So betreibt Harry eine Liebelei mit der Schwester seines besten Freundes Ron. Ron wiederum stürzt sich in eine übereilte Affäre, die seiner heimlichen Verehrerin Hermine Höllenqualen bereitet. Der neue Zaubertranklehrer Horace Slughorn heizt den Tanz der Hormone mit betörenden Liebeselixieren weiter an. Erst mit einer gefährlichen Reise an der Seite Dumbledores beginnt für Harry wieder der Ernst des Lebens. Am Ende steht ein für ihn und die Mächte des Guten tragischer Verlust.
Harry Potter und der Halbblutprinz bildet den Übergang zum letzten Abenteuer der Serie, das voraussichtlich Ende 2010 in zwei Teilen in die Kinos kommt. Die Bestsellerverfilmung nach J.K. Rowling stopft die dramaturgischen Lücken durch eine Fülle vorwiegend komischer Episoden. Der düstere Grundton der Vorgängerfilme findet sich nur noch in Ansätzen. Auffällig sind der Einsatz untypisch heiterer
Musik sowie der deutlich reduzierte Anteil lärmender
Spezialeffekte. In der einmal mehr herrlich ausgestatteten Hogwarts-Idylle bleibt diesmal mehr Raum für die individuellen Entwicklungen der Charaktere.
Zum ersten und wohl letzten Mal bilden nicht mehr Auseinandersetzungen um Gut und Böse, sondern Liebe und Sexualität den thematischen Schwerpunkt. Dabei stößt wie in der Realität auch in der Fantasy-Parallelwelt die Werte- und Wissensvermittlung durch einen weisen Lehrkörper an ihre Grenzen. Die Schüler/innen müssen ihre eigenen Erfahrungen machen. Die gelöste Stimmung des sechsten Teils ist dem Lebensalter angemessen: In der Pubertät gilt es, die Gefühle besser zu verstehen und in respektvoller Begegnung mit dem anderen Geschlecht gewinnbringend anzuwenden. Auch der Umgang mit diversen Substanzen – in Hogwarts werden Aphrodisiaka und "Bitterbier" gereicht – will gelernt sein.
Harry Potter und der Halbblutprinz ist über weite Strecken ein klassischer Jugendfilm, der die Lebenswelt vor allem älterer Schüler/innen ohne großen Ernst, aber mit viel Wärme und Verständnis abbildet.
Autor/in: Philipp Bühler, 13.07.2009
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