Die 77-jährige Elisabeth Kübler-Ross hat sich als Ärztin und Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Sterbeforschung einen Namen gemacht. Als die gebürtige Schweizerin in den 1950er Jahren gegen den Willen der Eltern das Medizinstudium aufnahm, war der Umgang mit dem Thema Tod auch in Krankenhäusern tabu. Anfangs gelang es ihr nicht einmal, Gesprächspartner zu finden, weil der nahende Tod von den Patienten schlichtweg geleugnet wurde. Heute, nach Veröffentlichung mehrerer Bücher und mit 23 Ehrendoktortiteln, ist Elisabeth Kübler-Ross auf dem Gebiet der Sterbeforschung ein gutes Stück vorangekommen. Doch noch immer kann sie nicht mit der Akzeptanz ihrer Mitmenschen rechnen. 1994 verlor die Ärztin ihr gesamtes Hab und Gut durch Brandstiftung, als sie in Virginia ein Hospiz für aidskranke Babys aufbauen wollte. Die Anwohner fürchteten, sich zu infizieren. – Stefan Haupt spürt in seinem differenzierten und feinfühligen Dokumentarfilm dem Leben dieser beeindruckenden Frau nach. Es geht ihm nicht nur um die Würdigung ihrer Arbeit, sondern um die Geschichte ihres Lebens. Unbeirrt hat sich Elisabeth Kübler-Ross Schicksalsschlägen gestellt und dabei nie ihr Ziel aus den Augen verloren. Als der Ehemann sie vor die Entscheidung stellt: Familie und Kinder oder ihr Beruf, verlässt sie ihre Familie. Auch heute, nach mehreren Schlaganfällen und zurückgezogen in Arizona lebend, spürt man diese unbändige Kraft und Lebensfreude, wenn sie ihre Geschichte erzählt. Zutiefst menschlich gerät der Film, als die Ärztin über das eigene Altern und Sterben spricht und sich trotz aller beruflicher Erkenntnis nicht so recht damit abfinden will.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.07.2003