Kategorie: Film
"Madagascar 2"
Madagascar: Escape 2 Africa
Nachdem es die New Yorker Zootiere im ersten Teil auf die Titel gebende Insel verschlagen hat, versuchen sie nun in einem alten Flugzeug den Heimweg anzutreten. Doch stattdessen stranden sie in Afrika.
Unterrichtsfächer
Thema
Der Pinguin gehört zu den Spätberufenen im Trickfilmzoo und scheint das Versäumte in Windeseile nachholen zu wollen. Ein erstes nachdrückliches Lebenszeichen hinterließ er in "Wallace & Gromit – Die Technohose" ("Wallace & Gromit in The Wrong Trousers" , Nick Park, GB 1993), wechselte mit "Happy Feet" (George Miller, Warren Coleman, USA, AU 2006) ins musikalische Heldenfach und stürzte sich zuletzt in "Könige der Wellen" ("Surf's Up" , Ash Brannon, Chris Buck, USA 2007) auf Surfbrettern ins Meer als gäbe es kein Morgen. So kann es nicht verwundern, dass nun auch die vorwitzigen Pinguine aus "Madagascar" (Eric Darnell, Tom McGrath, USA 2005) in dessen Fortsetzung nach vorne drängen. Und zwar gleich so weit, dass man pünktlich sein muss, um ihren denkwürdigen ersten Auftritt in diesem Zum Inhalt: Animationsfilm nicht zu versäumen: Auf dem Logo der Produktionsfirma Dreamworks lässt ein Junge auf der Mondsichel die Beine baumeln und hält seine Angel in die Wolken. Er ahnt nichts Böses, bis ihn das Pinguin-Quartett aus seinem Sitz schubst, sich die Angel greift und einen ziemlich verdutzten Fisch an Land zieht.
Kunst des Familienfilms
Auch in "Madagascar 2" füllen die finster dreinblickenden Pinguine wieder das Rollenfach der liebenswerten Schurken aus und schlagen mit ihrer frechen Entschlossenheit eine Brücke zwischen kindlichem und erwachsenem Humor. Genau darin liegt die Kunst des so genannten Familienfilms, der in den letzten Jahren beinahe ausschließlich von digitalen Zum Inhalt: Animationsfilmen dominiert wurde. Allein "Madagascar" spielte weltweit über 500 Millionen Dollar ein, was die Produzenten dazu bewogen haben dürfte, das Erfolgsrezept weitgehend unverändert beizubehalten.
Bruchlandung in einer anderen Welt
Nachdem es die New Yorker Zootiere Alex (Löwe), Marty (Zebra), Melman (Giraffe) und Gloria (Nilpferd) versehentlich auf die Titel gebende Insel verschlagen hatte, versuchen sie nun in einem von den Pinguinen flott gemachten Flugzeugwrack den Heimweg anzutreten. Ebenfalls an Bord ist der Lemurenkönig Julien, der mit seinem Adlatus Maurice die mit allen Schikanen ausgestattete Luxusklasse besetzt. Über dem afrikanischen Festland findet der Jungfernflug dann ein abruptes Ende und die Helden stürzen über einem Reservat für wilde Tiere ab. Erstaunlicherweise bringt die Bruchlandung zunächst nur Gutes: Der Löwe Alex trifft seine Eltern wieder, das Zebra Marty findet gestreifte Spielgefährten, die Giraffe Melman wird zum Medizinmann befördert und die Nilpferddame Gloria genießt die Aufmerksamkeiten eines feisten Nilpferdherren.
Begegnungen und Konflikte
Doch schon bald fangen die Probleme an: Alex stellt fest, dass die Eigenschaften, die ihn im Zoo zum König machten, im Reservat nichts zählen; er wird aus dem Rudel ausgeschlossen, was wiederum seinen Vater dazu veranlasst, sich vom Königsthron zurückzuziehen. Marty verzweifelt derweil daran, dass er inmitten der Herde nicht mehr einzigartig ist, und Melman traut sich nicht, Gloria seine Liebe zu gestehen. Für eine Weile ist jeder der unzertrennlichen Freunde so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er die Nöte der anderen übersieht. Besonders deutlich wird dieses Motiv bei Alex, der Marty nicht mehr von den anderen Zebras unterscheiden kann.
Unterhaltung für Jüngere und Ältere
Die in einfachen Handlungsschritten erzählte Geschichte um Freundschaft, Identität und Selbstbehauptung in der Fremde mit ihren kuriosen Sympathieträgern ist eindeutig auf den kindlichen Erlebnis- und Vorstellungshorizont zugeschnitten. Ebenfalls an kleine Zuschauende richtet sich die kunterbunte Zum Inhalt: Farbgebung der detailreichen 3D-Animation, die stilistisch weniger auf kühlen Fotorealismus setzt, sondern die Tiere mit menschlichen Zügen und Überzeichnungen ausstattet. Das erwachsene Publikum hingegen wird mit parodistischen Elementen und Popkulturzitaten bei Laune gehalten. Neben dem anarchistischen Witz der Pinguine ist vor allem der Einmarsch des Lemurenkönigs, der zur Musik des Filmklassikers "Lawrence von Arabien" ("Lawrence of Arabia," David Lean, GB 1962) auf einem schwankenden Flamingo ins Reservat reitet, sehr gelungen. Auch die Liebesbalz der zu afroamerikanischen Stereotypen stilisierten Flusspferde überzeugt mit gekonnter Überzeichnung. Allerdings ist die Auswahl populärer Songs in der Zum Inhalt: Filmmusik nicht immer so treffend wie bei Big and Chunky von den Black Eyed Peas, der schwitzigen Erkennungsmelodie des feurigen Nilpferdmanns. Überhaupt geht es ziemlich albern zu, intelligenter Wortwitz bildet leider eher die Ausnahme.
Subtile Zivilisationskritik
In dieser Hinsicht bieten auch die in die Wildnis gereisten menschlichen Touristen/innen ein wenig Abwechslung: Erst lassen sie sich von den Pinguinen ihre Autos stehlen, dann erweisen sie sich als Überlebenskünstler/innen. Nach dem Motto "Wer im New Yorker Großstadtdschungel überlebt, ist auch für die afrikanische Wildnis gerüstet" errichten sie eine Siedlung und verursachen dabei eine Dürre im tierischen Reservat. Auch wenn das unabsichtlich geschieht, ist es doch ein deutlicher Hinweis auf das prekäre Verhältnis des Menschen zum nicht domestizierten Tier.
Pädagogische Botschaft
Am Ende von "Madagascar 2" haben sich vor allem die Kinder rechtschaffen amüsiert und eine pädagogisch wertvolle Botschaft mit auf den Weg bekommen: Jeder/e ist besonders und verdient es in seinen/ihren charakterlichen Eigenschaften wahrgenommen zu werden. Inszenatorisch bleibt der Film auf weitgehend konventionellen Pfaden und greift lediglich mit einer Figur auf den anarchischen Stil der Cartoon-Klassiker zurück. Das schon aus dem ersten "Madagascar" -Film bekannte rüstige Großmütterchen teilt auch dieses Mal wieder gehörig gegen die "bösen Miezekatzen", sprich: Löwen aus, muss dafür aber auch einiges einstecken. Gleich zweimal wird sie von den Pinguinen mit dem Wagen angefahren und bleibt trotzdem unverletzt. Wie könnte es auch anders sein: Schließlich ist sie der schlagfertigen Granny aus den wilden "Sylvester und Tweety" -Cartoonfilmen (USA 1947-1997) nachempfunden.