Wie kann es sein, dass ein Land, das auf Nothungerhilfe angewiesen ist, selbst tonnenweise Nahrungsmittel exportiert? "Das grüne Gold" ergründet die Mechanismen und Auswirkungen des weltweit zunehmenden Landraubs im spezifischen Fall von Äthiopien. Hier verpachtet die Regierung mehrere Millionen Hektar Ackerland an ausländische Investoren, um durch steigende Exportzahlen ihre Vision von Fortschritt und Wirtschaftswachstum umzusetzen. Verlierer der neoliberalen Entwicklungspolitik, die die Regierung mit autoritären Methoden durchsetzt, ist die eigene Bevölkerung: Allein in der westlichen Region Gambela wurden zehntausende Kleinbauern und -bäuerinnen ohne Entschädigung enteignet und zwangsumgesiedelt. Fehlgeleitete internationale Entwicklungshilfen tragen dazu bei, dass global agierende Konzerne und Investoren äthiopisches Land in Besitz nehmen – ein Prozess, der die Menschen nicht nur ihrer Lebensgrundlage, sondern auch ihrer Identität, Geschichte und Würde beraubt.

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In seinem investigativen Zum Inhalt: Dokumentarfilm zeichnet der schwedische Filmemacher Joakim Demmer den Verlauf seiner umfassenden, sechsjährigen Recherche nach. Er selbst führt im Zum Inhalt: Voiceover durch die Vielzahl der Begegnungen und Schauplätze (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set), die er im Film sammelt, und kommentiert das Gezeigte von seinem persönlichen Standpunkt aus. Statements von Umweltwissenschaftlern, Investoren, lokalen Bauern und Bäuerinnen, Menschenrechtlern und Vertretern der Weltbank montiert er zu einem differenzierten Bild des Konflikts. Auch auf der Bildebene erzählt der Film Demmers Reise, die von den globalen Finanzzentren in New York über Äthiopiens rasant wachsende Hauptstadt Addis Ababa bis in sudanesische Flüchtlingslager führt: Blicke aus dem fahrenden Auto oder langsame Schwenks (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) über Landschaften wechseln sich mit sorgfältig kadrierten (Glossar: Zum Inhalt: Kadrage/Cadrage) Standbildern ab, die vielsagende Impressionen der verschiedenen Schauplätze einfangen.

"Das grüne Gold" bietet einen informationsreichen Einstieg, um sich in den Fächern Wirtschaft und Geografie mit den komplexen Zusammenhängen, Auswirkungen und Herausforderungen von Globalisierungsprozessen zu beschäftigen. Schülerinnen und Schüler lernen unterschiedliche Akteure und ihre Interessen kennen. Ausgehend von der dargestellten Diskrepanz zwischen Vision und Wirklichkeit, können Chancen wie Schwierigkeiten internationaler Entwicklungshilfe diskutiert werden. Hinsichtlich der formalen Gestaltung des Films bietet es sich im Deutsch- und Kunstunterricht an, die Merkmale des investigativen Dokumentarfilms und Journalismus beispielhaft herauszuarbeiten und die Darstellung kritisch zu betrachten: Kommen alle relevanten Parteien zu Wort? Herrscht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Perspektiven? In den Fächern Kunst, Deutsch und Geografie kann außerdem analysiert werden, wie die unterschiedlichen Schauplätze visuell etabliert und charakterisiert werden.

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