Ein neuer Freund

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Der kleine Lillebror zieht mit seinen Eltern und seinem einige Jahre älteren Bruder aufs Land, wo der Vater als Vertreter für Damenunterwäsche noch einmal neu anfangen will. Während der Renovierungsarbeiten am baufälligen neuen Heim findet der Junge einen vom Baum gefallenen Ast, der entfernt an eine menschliche Figur erinnert. Wie sich herausstellt, kann das Holzstück sprechen – allerdings nur mit Lillebror – und hört auf den Namen Knerten. Als die Mutter eine Stelle im örtlichen Krämerladen annimmt und Lillebror den halben Tag sich selbst überlassen bleibt, wird Knerten zu seinem wichtigsten Gefährten. Er spiegelt seine Gefühle, Ängste und Sorgen wider und hilft ihm, seine Scheu vor der fremden Umgebung zu artikulieren und schließlich zu überwinden.

Kleine Welt mit großen Sorgen

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"Mein Freund Knerten" basiert auf dem norwegischen Kinderbuchklassiker Kleiner Freund Knorzel (1967) von Anne-Catherina Vestly und spielt wie die Romanvorlage in der norwegischen Provinz der 1960er-Jahre. Auf den ersten Blick scheint die Welt hier noch in Ordnung zu sein: Die Kinder sitzen brav am Esstisch, die Mutter lächelt frühlingsfrisch und das Haar des Vaters ist adrett gescheitelt. Zum Inhalt: Szenen- und Kostümbild führen in "die gute alte Zeit" zurück, doch soll dies so wenig wie der heitere Erzählton darüber hinwegtäuschen, dass Lillebrors Kinderwelt alles andere als heil ist. Der handelsreisende Vater kommt geschäftlich nicht auf die Beine, Lillebrors Bruder eckt mit seinen langen Haaren bei den neuen Klassenkameraden/innen an und die Mutter muss eine Stelle antreten, um die Familie finanziell über Wasser zu halten. Zwar versuchen die Eltern, Lillebror nicht zu beunruhigen, doch auf kindlich-naive Weise versteht dieser durchaus, was vorgeht. Ermutigt durch Knerten beginnt er, die Haushaltskasse durch das Sammeln von Pfandflaschen aufzubessern.

Die Macht der Fantasie

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In Träumen und Fantasien nehmen Lillebrors Sorgen immer wieder unheimliche Gestalt an. So bekämpft der Junge erfolgreich einen "Drachen", den er im Wald zu erkennen meint. Auch seinen Freund Knerten plagen Albträume: Er träumt, dass ihn ins Haus eingedrungene Ameisen auffressen. Wie sich bald darauf zeigt, liefert dieser "Wahrtraum" ein erstaunlich genaues Bild vom schlechten Zustand des überteuert erworbenen Eigenheims. In erster Linie ist Knerten aber ein Symbol für die Einsamkeit seines Besitzers: Seine Familie hat kaum Zeit für ihn, und als ihm endlich ein paar gleichaltrige Mädchen begegnen, erscheinen diese weniger als Spielkameradinnen denn als bösartige Rivalinnen, die ihm Knerten stehlen wollen. Später spielt die Holzfigur dann eine wichtige Rolle, um Lillebrors Freundschaft zu einem sympathischen Mädchen aus der Nachbarschaft aufzubauen.

Das Spiel mit Genre-Elementen

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Die digitale Zum Inhalt: Animation der kleinen Holzfigur ist erfreulich zurückhaltend in die Realfilmhandlung eingepasst. Knerten ist durch seine Zum Inhalt: Kommentare deutlich präsenter als durch etwaige Trickfilm-Action und tritt allenfalls bei den amüsanten Zum Inhalt: Off-Screen-Gesangseinlangen in den Vordergrund. Deutlich aufwändiger ist Lillebrors kindliche Perspektive in den dramatischen Szenen gestaltet: Das Zum Inhalt: Licht verdunkelt sich schlagartig und die reale Welt kippt in eine "magische" Wahrnehmung um. Diese Innenperspektive wird oft durch Anleihen beim Erwachsenenkino unterstrichen. Beispielsweise baut Regisseur Åsleik Engmark die Befreiung Knertens aus der Gefangenschaft der beiden Mädchen wie eine Duellszene mit Zum Inhalt: Westernmusik auf. Ansonsten erscheinen die verlässlich wiederkehrenden Mädchen eher als nahe Verwandte der durch Stanley Kubricks "Shining" (The Shining, Großbritannien, USA 1980) spukenden Zwillinge. Auch in den Traumsequenzen kommen musikalische und inszenatorische Elemente des Horrorfilms zum Tragen – wobei diese stets kindgerecht bleiben und Erwachsene allenfalls zum Schmunzeln bringen.

Eine zeitlose Geschichte

Mein Freund Knerten, Szenenbild (Foto: Polyband Medien GmbH)

"Mein Freund Knerten" zählt in Norwegen zu den erfolgreichsten einheimischen Filmen der letzten Jahre und wurde bereits unter dem Titel "Knerten traut sich" (Knerten gifter seg, Martin Lund, Norwegen 2010) fortgesetzt. Zu diesem Erfolg tragen neben dem Thema des imaginären Freundes und der gleichermaßen leichthändigen wie psychologisch nuancierten Inszenierung auch die gut herausgearbeiteten Anknüpfungspunkte zur heutigen Berufswelt und deren Auswirkungen auf das Familienleben bei. Lillebror ist ein beinahe klassisches "Schlüsselkind", und gerade als er sich in der neuen Umgebung eingelebt hat, sieht es so aus, als müsste die finanziell gebeutelte Familie erneut umziehen. Das größte Wunder geschieht deswegen, als Lillebror einem durchreisenden Starlett eine der quietschbunten und bislang unverkäuflichen Strumpfhosen aus dem Sortiment des Vaters verkauft. In Windeseile decken sich nun auch die Damen der norwegischen Provinz mit den poppigen Produkten ein und lassen diese Sequenz im Stil einer Musicalnummer ausklingen. So kommt die väterliche Losung "Niemals aufgeben!" doch noch zu ihrem poetischen Recht.

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