Es wirkt wie ein Science Fiction-Film: Automaten, die Gemüse anbauen und ernten; Maschinen, die Tiere aufziehen, töten und verarbeiten – und kaum Menschen, die diese Prozesse noch steuern müssen. Die Welt der industriellen Nahrungsmittelproduktion ist automatisiert, zweckoptimiert – und sie ist eine weitgehend unbekannte Welt. Mancher Firma mag es lieb und recht sein, sich angesichts häufiger Lebensmittelskandale nicht in die Karten schauen zu lassen. Auch die Konsumenten/innen möchten oft gar nicht wissen, wie die Hähnchenschenkel im Kühlregal wirklich hergestellt wurden.Unser Nichtwissen um die Nahrungsmittelproduktion ist der Grund für das Faszinosum des Films von Nikolaus Geyrhalter. Unser täglich Brot wählt das Breitwandformat, lange Plansequenzen, oft streng symmetrisch ausgerichtete Bildkompositionen sowie ein ausgefeiltes Sounddesign aus den verschiedenen Maschinengeräuschen, um zu zeigen, was so alltäglich ist und doch im Verborgenen stattfindet. Der Dokumentarfilm kommt ohne Interviews oder Kommentare aus, vermittelt auch keine Daten und Fakten. Gerade dieser Verzicht auf Worte schärft den Blick und lässt Zeit, über das Gesehene nachzudenken. Wiederholungen in der Bildgestaltung, die kapitelhafte Struktur und eine Montage, die nie suggestiv ist, eröffnen Zusammenhänge und Parallelen. Indem der Film den Umgang mit Pflanzen und Tieren, das Ernten und Töten gleichbehandelt, wertet er nicht und weckt auch keine Empathie. Nüchtern verweist
Unser täglich Brot auf ein strukturelles Phänomen: Wir sind von unserer Ernährung längst vollkommen entfremdet.
Autor/in: Ingrid Arnold, 04.01.2007